27.07.2020
Oberösterreichische Leitbetriebe und Forschungseinrichtungen entlang der gesamten Kunststoff-Wertschöpfungskette entwickeln im Projekt „CIRCUMAT“ gemeinsam verschiedene Anwendungen aus Post-Consumer-Rezyklaten. Das Resultat dient dann als Grundlage für einen Muster-Prozess bzw. einen daraus erstellten Leitfaden, der der gesamten Kunststoffbranche nützt.
Das Projekt mit den Gründungsmitgliedern Borealis, EREMA, Greiner, LAVU, Innplast, Lindner und JKU unter der Leitung des TCKT läuft nun schon erfolgreich etwas über ein Jahr. Es wurden unterschiedliche Anwendungen für die Eignung von Rezyklaten untersucht, etwa aus den Bereichen Verpackung oder Bauanwendungen. Das Wissen der Partner innerhalb der Wertschöpfungskette hilft, die unterschiedlichen Fragestellungen zu lösen. Diese umfassen einen weites Feld:
Die Antworten auf diese Fragen sind nicht immer einfach zu geben. Anhand der realisierten Beispiele, etwa dem Recycling-Öli der LAVU, können diese für die jeweilige Anwendung schrittweise bearbeitet und beantwortet werden – und damit auch eine Anleitung für neue Umsetzungen ergeben.
Ein weiteres Beispiel kommt von MKW, die als Projektpartner zu CIRCUMAT dazugestoßen sind. Als Produzent verschiedenster Artikel im Bau- und Sanitärbereich besteht ein Interesse am Einsatz von qualitativ guten Rezyklaten für Anwendungen mit hohen Anforderungen. Eine solche Entwicklung, die von MKW gemeinsam mit einem Kunden vorangetrieben wurde, betrifft die Befestigungsschelle von ÖkoEff. Das ist ein neues System, bestehend aus einem Presswerkzeug zum einfachen Erzeugen von Durchbrüchen in Profilen von Leichtbauwänden und Befestigungsschellen, die in die Durchbrüche eingeklipst oder eingeschraubt werden können. Diese bringt den Schutz für Rohre und Kabel bei der Durchführung durch die C-Profile auf. Die Anforderungen an diese Schelle sind eine gute Verarbeitbarkeit im Spritzguss und eine gute Balance zwischen Steifigkeit (für die Anwendung) und Elastizität (für den Einbau) auch bei niedrigen Temperaturen. Für die Entwicklung wurde daher PP-Copolymer ausgewählt. Im Rahmen von CIRCUMAT wurde diese Schelle mit dem Einsatz eines Post-Consumer-Rezyklats weiterentwickelt.
Für die Entwicklung wurde ein Polyolefinrezyklat (PP mit geringem PE-Anteil und guter Fließfähigkeit) aufgrund der geforderten Eigenschaften ausgewählt. In vergleichenden Bauteilprüfungen zur Neuware wurde die Eignung des Materials für diese Anwendung nachgewiesen. Das Versagen der Schelle im Ringzugversuch konnte bei etwas über 100 Newton sowohl bei der Neuware als auch beim Rezyklat erreicht werden. Im Biegeversuch konnte unabhängig vom eingesetzten Material kein Versagen erzielt werden.
„Das zeigt, dass das Rezyklat hier die Anforderungen problemlos erfüllt, und durch dessen sorgfältige Auswahl war auch die Verarbeitung unproblematisch.“ so Dr. Christoph Burgstaller, Leiter des Projekts und Geschäftsführer des außeruniversitären Kunststoff-Forschungsinstitutes Transfercenter für Kunststofftechnik in Wels.
In den nächsten Monaten werden die Erkenntnisse in einem Leitfaden zusammengefasst und gebündelt, der dann im Herbst veröffentlicht wird. Dieser soll Unternehmen dabei helfen, schnell zu prüfen, ob es generell möglich ist, eine Anwendung aus Rezyklat zu realisieren und auch aufzeigen, wer bei der Beantwortung der verschiedenen Fragestellungen weiterhelfen kann. Damit will das Projektteam die gesamte Branche unterstützen und auch die Wertigkeit des Materials „Kunststoff“ hervorheben.
Dieses Projekt wird mit Mitteln des Programms Innovatives Oberösterreich 2020 unterstützt.
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