28.06.2021
Die Firma Walter Kunststoffe ist einer der wenigen unabhängigen Familienbetriebe in der Recyclingbranche. Im Interview spricht Bernhard Baumberger, einer der beiden Geschäftsführer, über die Probleme und Chancen der Kunststoffbetriebe.
Kunststoff bietet – entgegen der öffentlichen Meinung – ein enormes Potenzial, zur Nachhaltigkeit und zum Erreichen unserer Klimaziele beizutragen. Wichtig ist, Kunststoffe nach deren Nutzung als Wertstoff zu betrachten und der breiten Masse das auch so zu vermitteln. Erst wenn jeder wahrnimmt, dass die Verpackung ein wichtiger Rohstoff ist und die richtige Sammlung und Trennung vielleicht noch honoriert wird, dann entsteht ein anderer Bezug zum Thema. Stehen diese Rohstoffe sauber getrennt zur Verfügung, dann kann es entgegen dem Trend der letzten Jahrzehnte wieder zu einer lokalen Wertschöpfung kommen.
Ziel kann nur sein, die Wertstoffe so lange wie möglich im Kreislauf zu halten. Wir müssen danach trachten, so viel wie möglich über nachhaltige Rohstoffe abzubilden: Verwendung, Entsorgung, Sammlung, Sortierung, Upcycling und im Idealfall der neuerliche Einsatz im Ursprungsprodukt. Beim PET etwa gibt es bereits ein sehr gut etabliertes, nachhaltiges System. Hauptgründe dafür sind die gute Sammlung, Sortierung, der Einsatz von Monomaterial und eine Aufbereitungstechnik, die den neuerlichen Einsatz etwa im Lebensmittelkontakt zulässt.
Um Kreislaufwirtschaft und lokale Wertschöpfung zu ermöglichen, müssen enorme Anstrengungen entlang der gesamten Kette unternommen werden. Das große Problem dabei ist, dass beim Ausfall auch nur eines Gliedes die gesamte Kette nicht funktioniert. Die Wahl der Rohstoffe wird ebenso entscheidend sein wie das Produktdesign. Schafft es die Industrie, sich auf eine dramatische Reduktion der Materialtypen, Verbunde, Einfärbungen, Drucke, Stabilisierungen zu einigen, so ist man schon einen wichtigen Schritt weiter.
Monomaterialien müssen priorisiert und soweit wie möglich gesetzlich genormt werden. Der anfängliche Mehraufwand muss langfristig abgesichert werden, um entsprechende Investitionen tätigen zu können. Hier darf keine Abkehr vom System stattfinden, sobald etwa die Neuware wieder unter 1.000 Euro pro Tonne fällt. Neue Sortier- und Recyclingverfahren müssen entwickelt werden, die das herkömmliche mechanische Recycling ergänzen und unterstützen. Wenn dieses Gleichgewicht zwischen Materialanfall und Wiederverwendung hergestellt werden kann, dann ist die Circular Economy ein realistisches Szenario.