03.06.2020
Am 28. Mai fand eine virtuelle Ausgabe der Erfahrungsaustauschrunde (ERFA) Kunststoffverpackung statt. Lukas Wiesmüller gab dabei Einblicke in die strategischen Schwerpunkte von SPAR Österreich und stellte die Kampagne „Gemeinsam Plastik sparen“ vor.
Mag. Lukas Wiesmüller leitet die Abteilung Nachhaltigkeit bei SPAR Österreich. Die Einzelhandelskette sieht sich aufgrund der gesetzlich vorgeschriebenen Einsparungs- und Recyclingquoten sowie der „medialen Hetzkampagne“, wie Wiesmüller es ausdrückte, gezwungen, bei Verpackungen auf Nachhaltigkeit zu setzen und den Kunststoffanteil zu reduzieren – zumindest optisch.
„Denn für die Konsumentinnen und Konsumenten hat Kunststoff nichts mit Nachhaltigkeit zu tun. Das ist leider Realität im Einzelhandel“, sagte Wiesmüller. Der hohe Absatz von Milch in der Einweg-Glasflasche zeige, dass nicht unbedingt die nachhaltigere Option ein Kaufkriterium ist. „Verbundverpackungen à la Tetrapack sind auch weiterhin gefragt, da der Kunststoffanteil nicht augenscheinlich ist und Papier nachhaltiger erscheint“, ergänzte der Experte.
Spar setzt jetzt auch auf Mehrweg-Glasflaschen bei den Limonaden der Eigenmarken. Eine Lebenszyklusanalyse bescheinigt diesen, nachhaltiger zu sein als andere Verpackungen, da die Glasflaschen in der Region bezogen und abgefüllt werden. „Entscheidungen für eine Verpackung sind bei uns oft konsumentengetrieben, auch wenn wir wissen, dass eine bestimmte Verpackung de facto nicht die ressourcenschonendste ist“, betonte Wiesmüller. Seiner Meinung nach sei die gesetzlich vorgeschriebene Reduzierung der Kunststoffverpackungen um 25 Prozent nur sehr schwer umzusetzen, zumal damit die Entwicklung einer Kunststoff-Kreislaufwirtschaft unterbunden werde.
Wo sie unumgänglich sind, weil sie beispielsweise das verpackte Lebensmittel schützen und somit Lebensmittelmüll verhindern, setzt Spar weiter auf Kunststoffverpackungen. Wiesmüller: „Dann ist es auch eine nachhaltige Verpackung.“ So wie im Projekt des Kunststoff-Clusters STOP Waste – SAVE Food, an dem auch Spar Österreich mitwirkte. Eines der interessanten Ergebnisse verbreitete der Konsumentenschutz in den vergangenen Tagen medial: Die in Kunststoff eingeschweißte Gurke bleibt deutlich länger haltbar. So wird Lebensmittelabfall vermieden und die Verpackung trägt dadurch sogar zur CO2-Einsparung bei.
Wiesmüller nahm auch zur aktuellen Debatte über Pfand für PET-Flaschen Stellung und verteidigte die Position der ARA: „Die im Frühjahr veröffentlichte Pfandstudie ist zu hinterfragen, da z.B. die Bearbeitungszeit der Pfandflaschen für den Einzelhandel nur mit 15 Minuten pro Tag eingeplant wurde. Somit bleiben die Kosten unrealistisch niedrig.“ Laut Wiesmüller sei durchschnittlich eher mit zwei Stunden pro Tag zu rechnen.
Weiters entkräftete er das Argument, dass ein Pfand auf Einweg-Getränkeflaschen weniger Littering – also das achtlose Wegwerfen von PET-Flaschen in die Umwelt – bedeute: „Der Pfandschlupf – also die Flaschen, die nicht zurückgebracht werden – beträgt ca. fünf bis sechs Prozent. Wenn eine entsprechend große Menge an Flaschen im Umlauf ist, sind das immer noch sehr viele Flaschen, die keinem Recycling zugeführt werden können und unter Umständen in der Umwelt landen.“
Die Vertreterinnen und Vertreter aus Verpackungsbranche, Einzelhandel und Abfallwirtschaft berichteten, wie es ihnen in den vergangenen beiden Monaten ergangen ist und welchen aktuellen Herausforderungen sich die Verpackungsbranche stellen muss. Demnach waren die vergangenen Wochen geprägt von Hamsterkäufen und hohen Produktionsraten aufgrund hoher Nachfrage nach Verpackungen. Das ließ die Umsätze um bis zu 25 % steigen. Andere Unternehmen wiederum, die auch als Autozulieferer agieren, mussten die Produktion drosseln.