26.04.2017
Kunststoffe für die Umwelttechnik
Rund 50 Teilnehmer machten sich am 4. April 2017 bei AGRU in Bad Hall ein Bild, wie mit Kunststoffen die Prozesstechnik im Bereich der Rauchgasreinigung realisiert wird. Ein eindrucksvolles Beispiel für Umwelttechnik auf höchstem Niveau.
Die Teilnehmer kamen aus Unternehmen der Kunststoffverarbeitung, dem Behälter- und Anlagenbau sowie von Anbietern innovativer Rauchgasreinigungssysteme. Die Veranstalter, Cleantech-Cluster der Business Upper Austria und der Kunststoff-Cluster, stellten den Tag unter das Motto „Interdisziplinäre Kooperation“, einem wesentlichen Erfolgsfaktor für Innovationen. Die AGRU Kunststofftechnik GmbH bot einen Einblick in die Fertigung und verknüpfte sein Werkstoffwissen mit dem Know-how der Experten aus dem Bereich der Rauchgasreinigung zu dem „roten Faden“, der durch die Veranstaltung führte.
Dr. Markus Haager präsentierte einleitend eindrucksvoll, wie sich das Familienunternehmen AGRU auf dem Weltmarkt mit innovativen Lösungen aus den Bereichen Rohre für Chemie, Wasser und Abwasser, Kunststoffhalbzeuge und Speziallösungen für den Umwelttechnikbereich bis hin zu Abdichtungslösungen für Tunnel- und Deponiebauwerke behauptet.
Die Neutralisierung von industriellen Abgasen ist ein Hightech-Bereich der Prozesstechnik und wird forschungsseitig intensiv bearbeitet. Die speziellen Anforderungen an die Rauchgasreinigung waren Thema der Ausführungen von Dipl.-Ing. Dr.mont. Verena Wolf-Zöllner vom Department Umwelt- und Energieverfahrenstechnik der Montanuniversität Leoben. Ihr Beitrag zeigte auf, wie komplex eine Gesamtbetrachtung für das richtige Verfahrenspaket entsprechend der Anforderungen tatsächlich ist.
Johannes Derfler MSc, Anwendungstechniker bei AGRU, gab einen Einblick über Einsatzbereiche und Grenzen für Kunststoffe im Behälter- und Prozessanlagenbau. Dabei zeigte er auch auf, wie leistungsfähig fluorierte Kunststoffe in Hinblick auf Einsatztemperaturen und chemischer Beständigkeit sind. Auch eine Kombination mit Stahl oder GFK seien mit Speziallösungen wie der Kaschierung mit Gewirken aus Glas- oder synthetischen Fasern möglich.
Ing. Manfred Harb, Verfahrenstechniker bei Heson Metall- und Kunststofftechnik GmbH aus Vorchdorf ermöglichte mit seinen sehr praxisbezogenen Ausführungen einen tiefen Einblick in das Engineering und brachte seine Erfahrungen im Umgang mit prozesschemischen Problemstellungen ein. Heson unterstützt Kunden seit 20 Jahren, wie man für die individuelle Gaschemie die richtige Reinigungsstrategie auslegt und dauerhaft über richtiges Monitoring und Steuern des Reinigungsprozesses die Grenzwerte einhält.
Der Vortrag „Innovative Systemlösungen und Prozesstechnik für die Rauchgasreinigung“ von DI Peter Goritschnig, Geschäftsführer der P&P Industrietechnik GmbH aus Raaba bei Graz, legte den Fokus auf Großprojekten in Fernost. Er zeigte Beispiele von bis zu 10-stöckigen Schwefelreinigungsanlagen, die auf österreichische Engineering-Kompetenz vertrauen. Dabei setzt P&P Industrietechnik auf selbst entwickelte und patentierte Speziallösungen mit Kunststoffen, mit denen sich das Unternehmen zum Innovationsführer bei Rauchgasreinigung für Industrieanlagen entwickelt hat.
Die Umsetzung einer Rauchgasreinigung konnten die Teilnehmer bei AGRU im Bereich der Fluorpolymer-Produktion direkt bei einem Rundgang besichtigen. Am Ende der Veranstaltung lieferte o.Univ. Prof. Dr.mont Reinhold W. Lang, Leiter des Instituts für Polymer Materials & Testing der Johannes Keppler Universität, spontan einen Ausblick auf die Entwicklung von Kunststoffen für den Behälter- und Anlagenbau und führte wichtige Zukunftsaspekte und -perspektiven an, denen man sich seitens der Industrie stellen wird müssen.
Die Veranstaltung wurde von einer Begleitausstellung von c-tech, dem Zerspanungsspezialisten für Kunststoffe der Felder Gruppe aus Tirol, der Frank GmbH als Systemlieferant für Fügetechnik im Kunststoffbereich sowie Standpräsentationen der Vortragenden ergänzt und bot viel Platz für Erfahrungsaustausch und Wissensaufbau.