11.04.2019
Die TenCate Geosynthetics Austria G.m.b.H. produziert am Standort Linz jährlich 15.000 Tonnen Faserware aus Polypropylen. Dabei fallen Unmengen von Abfällen an, die das Unternehmen gerne recyceln würde. Lange Zeit hat das nicht funktioniert. In einer Forschungskooperation ist es jetzt gelungen, das eigentliche Problem zu identifizieren und zu lösen. Damit kann TenCate jetzt aus den Faserabfällen Verpackungsmaterial erzeugen. Aus dem recycelten Polypropylen wird außerdem ein spritzgegossener Wickelrollenaufnehmer hergestellt.
In einem Kooperationsprojekt des Kunststoff-Clusters hat der Spezialist für Geokunststoffe gemeinsam mit vier Partnern einen Prozess entwickelt, der die Herstellung von Verpackungselementen aus Recyclingmaterial ermöglicht. Es ist gelungen, aus den hausinternen Faserabfällen ein spritzgegossenes Verpackungselement und Verpackungsfolien für die eigene Produktion herzustellen.
„Was bei bisherigen Versuchen im Labormaßstab scheiterte, hat nun eine Clusterkooperation ermöglicht“, sagt Heinz Schörgenhuber, der bei TenCate in Linz den Bereich F&E verantwortet. „Bis dato haben wir die Faserabfälle in einem einfachen Regranulier-Prozess aufbereitet und ins Ausland für niederwertige Spritzgießanwendungen verkauft. Versuche, die aufbereiteten Faserabfälle für Verpackungsmaterialien einzusetzen, blieben erfolglos, Abscheidungen an der Breitschlitz-Extrusionsdüse störten den Prozess."
Neuer Upcycling-Prozess
Gemeinsam mit dem Know-how des Recyclingunternehmens Walter Kunststoffe GmbH, des Forschungsinstitutes Transfercenter für Kunststofftechnik GmbH (TCKT) und der auf Upcyclingtechniken und lokale Kreislaufwirtschaft spezialisierten M2 Consulting GmbH ist es gelungen, die Problemstellen für eine Wiederverwendung der Faserabfälle zu identifizieren.
„Wir haben im Projekt mit Versuchen auf einer Breitschlitz-Extrusionsdüse und anschließenden spezifischen Analysen der Fehlstellen nachgewiesen, dass nicht – wie ursprünglich und lange Zeit vermutet – Rest-Avivagen (Spinnhilfsmittel), sondern ausschließlich der Polymerabbau die Probleme bei der Verwendung der Regranulate verursachte“, erklärt Rotraud Freytag vom TCKT.
So konnte mit einer entsprechend schonenden Prozesstechnik entgegengesteuert werden.
Verpackungselement aus eigenem Abfall
Bereits umgesetzt werden kann ein Schwerpunkt der Kooperation: Um die Verwendung dieser Regranulate für hochwertige Spritzgießwaren zu testen, holte man die Firma Industrietechnik Filzwieser GmbH aus Gaflenz ins Boot. Der Kunststoffverarbeiter erprobte den Einsatz dieser Regranulate u.a. für den spritzgegossenen Wickelrollenaufnehmer, den TenCate für seine Vliesrollen benötigt und der bisher aus Neuware gefertigt wurde. Hier gelang es, das Material hinsichtlich Festigkeit und minimaler Bruchgefahr so zu optimieren, dass dieses Verpackungselement nun aus den hauseigenen Prozessabfällen hergestellt werden kann.
100 Prozent lokale Wertschöpfung
„Um den Kunststoffkreislauf zu schließen, muss das Know-how im Upcycling weiter ausgebaut werden. Unsere Unternehmen haben mit ihrem Wissen und ihrer Technologiekompetenz die besten Voraussetzungen, gemeinsam Lösungen zu entwickeln“, ist Kunststoff-Cluster Manager Wolfgang Bohmayr überzeugt.
Dieses Projekt sei zudem ein Beispiel für ein Kreislaufkonzept mit 100 Prozent lokaler Wertschöpfung.
Die Projektpartner:
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