04.05.2022
Eine moderne, nachhaltige Welt wird es ohne Kunststoffe nicht geben: So lautete der Grundtenor der hochkarätigen Fachvorträge bei der Veranstaltung „Schule trifft Wirtschaft“. Gastgeber war die Firma agru Kunststofftechnik in Bad Hall. Die Seminarreihe ist eine Kooperation zwischen der Wirtschaftskammer Oberösterreich, Fachvertretung der Kunststoffverarbeiter in OÖ und dem Kunststoff-Cluster.
Für Arbeitnehmer:innen bietet die Kunststoffbranche viele spannende Aufgabenfelder und Karrierechancen. Die jährliche Veranstaltung „Schule trifft Wirtschaft“ ermöglicht einen umfassenden und interessanten Einblick in die gesamte Branche – vom Maschinenbau bis hin zum 3D-Druck.
„Mit Betriebsbesichtigungen und Fachvorträgen wird veranschaulicht, wie vielfältig Kunststoff unsere moderne Welt mitgestaltet. Auch die Veranstaltung in Bad Hall hat die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten und Zukunftschancen in der Kunststoff-Branche aufgezeigt“, betont Timna Reisenberger, Projektmanagerin im Kunststoff-Cluster.
Allerdings ist das Image immer noch ein Thema, obwohl auch mit Fakten belegt werden kann, dass Nachhaltigkeit und Kunststoffe trotz gegenläufiger öffentlicher Meinung (Stichwort Plastik-Bashing) durchaus kompatibel sind.
Wie jedes Jahr wurde die Veranstaltung auch von der WKOÖ Fachvertretung Kunststoffverarbeiter unterstützt – Innungsmeisterin Erika Lottmann konnte einen spannenden Einblick in die aktuellen Lehrlingszahlen in OÖ präsentieren. Die Entwicklung ist aus Sicht der Branche erfreulich:
„Die Lehrlingszahlen steigen wieder, Meisterprüfungen zeigen wie Karriere mit Lehre gelingen kann und die Duale Akademie ermöglichst AHS-Absolvent:innen den Quereinstieg in die Kunststoffbranche“, betonte Erika Lottmann.
Nach einem Rückgang im Jahr 2020 konnte im Jahr 2021 wieder an die guten Zahlen früherer Jahre angeknüpft werden, im Gewerbe gab es sogar doppelt so viele neue Kunststofflehrlinge wie 2020. Insgesamt beginnen in den Betrieben in Oberösterreich jedes Jahr fast 100 Jugendliche eine Lehre als Kunststofftechniker oder Kunststoffformgeber. Vor gut einem Jahr haben 12 neue Meister in der Kunststoffverarbeitung die Fachprüfung bestanden. Der Meistertitel ist mittlerweile ein „echter“ eintragungsfähiger Titel für Führerschein, Reisepass oder Personalausweis. Die Duale Akademie Kunststofftechnik (Traineeprogramm für AHS-Maturanten) wird zukünftig österreichweit angeboten und steht damit allen technisch interessierten Jugendlichen in ganz Österreich offen.
Gastgeber Alois Gruber jun. bekräftigte, dass Kunststoff auch nachhaltig sein kann: „Wir haben sehr viele Produkte, die die Umwelt schützen“.
Markus Ebster, Head of Business Unit - XXL Piping Systems bei agru Kunststofftechnik GmbH präzisierte das in seinem Vortrag. Die Unternehmenssparte beschäftigt sich mit der Entwicklung und der Umsetzung von Rohrleitungssystemen mit sehr großen Durchmessern, welche bei Ansaug- und Rückführungsleitungen für Kraftwerke, Meerwasser-Entsalzungsanlagen oder Wärmepumpen in Seen zur Anwendung kommen. Hier spielen Kunststoffrohe im Schnittbereich Nachhaltigkeit und Wasser eine wichtige Rolle für eine moderne nachhaltige Welt: wie etwa Wärmepumpen in Seen. Besonderes Highlight von XXL Piping Systems: in den USA werden Rohre bis zu einer Länge von 610m Länge direkt ins Meer extrudiert und anschließend mit Schiffen verschleppt.
Bei der ganztägigen Veranstaltung nahmen weitere hochrangige Repräsentanten von Firmen teil, die teilweise sogar Weltmarktführer sind.
Werner Müller (Ensinger Sintimid GmbH) gab einen breit angelegten Überblick, welche Vorteile Kunststoffe mit sich bringen: Geringes Gewicht, Energieeinsparung, niedrige Reibung, Gleiteigenschaften, Beständigkeit sowie die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten bei Mobilität, Satelliten und Medizin.
Konkrete Beispiele für derartige Anwendungsmöglichkeiten wurden auch von anderen Vortragenden aufgezeigt: Markus Landl von der RICO Group GmbH etwa präsentierte das „Sippa-Pad“ – dem Produktbeispiel für Flüssigsilikone in der neuen Kunststoff-Lehrmittelbox. Die Silikonmembran (LSR, 1 Shore, Membran-Dicke 0,1mm) ermöglicht das Trinken aus einem Becher ohne Neigen des Kopfes, was insbesondere im Pflegebereich und bei Personen mit Schluckschwierigkeiten eine enorme Hilfestellung bietet.
Martin Egginger (Hueck Folien GmbH) zeigte die eindrucksvolle Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten von hochwertigen Kunststoffbeschichtungen auf. Hierbei spielt das technische Know-how von Hueck Folien GmbH eine besonders wichtige Rolle: Hueck Folien ist Spezialist im Security-, Labeling- und Design-Bereich. Insbesondere die sehr dünnen Schichten (30 nm Alu) bei Hochsicherheitsmerkmalen für Banknoten und deren hohen Anforderungen an die Beständigkeit (Waschmaschinenwaschbarkeit, Säuren, Laugen, Schweiß, etc.) sind ein eindrückliches Beispiel, das jede:r in der Tasche mit sich trägt.
Genauso wie die neue Kunststoff-Lehrmittelbox des Kunststoff-Clusters sollte der Tag einen Einblick quer durch die Kunststoffbranche für Lehrkräfte, Lehrlingsausbilder und Interessierte aus der Branche gewähren. Dabei kamen auch der Maschinenbau (ENGEL AUSTRIA GmbH), Additive Fertigung (alphacam austria GmbH) und die Raumfahrt (Peak Technology GmbH) nicht zu kurz.
Um Lehrkräften neben der jährlichen Durchführung von Schule trifft Wirtschaft noch ein weiteres Werkzeug für den Unterricht in die Hand zu geben, wurde im vergangenen Jahr die bewährte Kunststoffbox in enger Kooperation mit der EduGoup GmbH und Unternehmen aus der Branche überarbeitet und steht nun Schulen kostenfrei auf Bestellung zur Verfügung. Zusätzlich kann sämtliches didaktisches Begleitmaterial zu den in Summe 14 Produktbeispielen kostenfrei auf www.schule.at/lernwelt/plastik eingesehen und heruntergeladen werden.
Die Lehrmittelbox wird von 12. - 14. Mai auch auf der Interpädagogica präsentiert.
Schule trifft Wirtschaft 2023
19. April 2023 bei EREMA in Ansfelden
Thema „Vom Rohstoff zum Rezyklat – wie kann eine nachhaltige Kreislaufführung von Kunststoffen gelingen?