04.11.2019
Wodurch unterscheidet sich eine Shampooflasche von einer Mineralwasserflasche aus Kunststoff? Ein entscheidender Faktor ist das Material. Während es für die aus PET bestehenden Wasserflaschen einen funktionierenden Kreislauf für die Wiederverwertung gibt, werden Verpackungen aus Polypropylen und Polyethylen noch kaum verwertet. Das liegt unter anderem an den chemischen Eigenschaften dieser sogenannten Polyolefine, die das Recycling äußerst herausfordernd machen. Umgekehrt macht diese Gruppe fast die Hälfte der Kunststoffe bei Haushaltsverpackungen aus. Grund genug für acht Leitbetriebe und Forschungseinrichtungen, gemeinsam ein Pilotprojekt für diese Abfälle zu entwickeln. „Damit ist erstmals die gesamte Kunststoff-Wertschöpfungskette versammelt, um einen Musterprozess zu entwickeln – ein starkes Ausrufezeichen des Kunststoffstandortes OÖ“, sagt Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner.
Das EU-Kreislaufwirtschaftspaket setzt für die Kunststoffindustrie ambitionierte Ziele: Heute müssen 22,5 % aller Kunststoffverpackungen rezykliert werden. 2025 sollen es 50 % sein. In Österreich werden zwar bereits jetzt 34 % erreicht. Dennoch wird das Ziel nur zu schaffen sein, wenn schon am Beginn der Wertschöpfungskette darauf geachtet wird, dass die Materialien nach ihrer Nutzung bestmöglich gesammelt, sortiert und verwertet werden können. Damit Verarbeiter aber auch verstärkt Rezyklate bei der Herstellung von Kunststoffprodukten einsetzen, brauchen sie sichere Materialqualitäten. Und hier muss noch Forschungs- und Entwicklungsarbeit sowie auch Überzeugungsarbeit geleistet werden.
Das Projekt „CIRCUMAT“ legt den Schwerpunkt auf Abfälle aus Polypropylen und Polyethylen. Denn im Gegensatz zu PET, für das es bereits in manchen Bereichen einen etablierten Kreislauf gibt, werden Polyolefine aus dem Post-Consumer Bereich bis dato nur wenig verwertet. Ein Grund dafür ist die mangelnde Stabilität der Polyolefine gegenüber dem Abbau während des Recyclingprozesses und danach.
Gemeinsam wird ein Muster-Prozess für Anwendungen aus der technischen Verpackung (z.B. Flaschen, Kisten) oder auch aus dem Konsumgüterbereich erarbeitet und wissenschaftlich begleitet. Dabei sollen die verfügbaren Technologien und die damit machbaren Anwendungen aufgezeigt werden. Dass der neue Prozess auch funktioniert, soll an mindestens drei im Projekt zu entwickelnden Produkten aus Rezyklaten demonstriert werden. „Dieser Prozess dient dann als Grundlage für weitere Produktentwicklungen aus Rezyklaten. Das erarbeitete Know-how soll der gesamten Kunststoffbranche zur Verfügung zu stehen, vor allem auch den vielen kleinen und mittleren Unternehmen, die auf keine hausinterne F&E-Abteilung zurückgreifen können“, erklärt Dr. Christoph Burgstaller, Leiter des Projekts und Geschäftsführer des außeruniversitären Kunststoff-Forschungsinstitutes Transfercenter für Kunststofftechnik (TCKT) in Wels.
“CIRCUMAT ist für die Unternehmen der Branche ein wichtiger Baustein für eine kreislaufgeführte Kunststoffwirtschaft, weil viele der Fragestellungen zum Einsatz von Rezyklaten als Prozess anhand konkreter Anwendungen aufgestellt wird. Der Kunststoff-Cluster ist im Projekt aktiv bei der Ausarbeitung des KMU-Leitfadens für den Einsatz von Rezyklaten für neue oder bestehende Produkte dabei. Damit entsteht aus dem Projekt ein nachhaltiger Nutzen für die Unternehmenslandschaft und den Kunststoffstandort”, sagt Wolfgang Bohmayr, Leiter des Kunststoff-Clusters der oö Standortagentur Business Upper Austria
In einem Vorprojekt wurde der Speiseöl-Sammelbehälter „ÖLI“ aus 100% Post-Consumer Rezyklat entwickelt. Der „ÖLI“ als Testimonial und Idee der LAVU hat schon gezeigt, dass vieles machbar ist, wenn ein gemeinsamer Wille zur Realisierung da ist. Das technologie- und branchenübergreifende Zusammenarbeiten ist dabei wesentlich.
Laufzeit: bis März 2020
Projektvolumen: 356.000 Euro, davon 105.000 Euro Förderung aus Mitteln des Programms Innovatives Oberösterreich 2020 des Landes OÖ.
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