05.05.2020
Ob Atemschutzmasken, Acrylglas-Schutz oder medizinisches Material: Die Corona-Krise zeigt deutlich, dass unsere Gesellschaft auf Kunststoff angewiesen ist. Die Diskussion, ob das Material mit seinem ramponierten Image aus unserem Leben verschwinden soll, ist durch die Pandemie verstummt. Zahlreiche Unternehmen aus Oberösterreich leisten mit ihren Erzeugnissen einen wichtigen Beitrag, um den gesundheitlichen Kollateralschaden in Grenzen zu halten.
Unser Alltag hat sich verändert. Mund-Nasenschutz ist beim Einkaufen oder im öffentlichen Verkehrsmittel zum Pflichtprogramm geworden. Kassierer/-innen an den Supermarktkassen sitzen hinter Acryl-Glasscheiben. Wir zahlen bevorzugt mit Karten aus Plastik und in manchen Arztpraxen und vor allem Spitälern fühlen wir uns optisch an „Star Wars“ erinnert. Der Schutz vor dem Virus COVID-19 hat höchste Priorität, um den wirtschaftlichen Stillstand und damit die Kapitulation und den Niedergang unserer Gesellschaft zu verhindern. Prävention auf höchstem Niveau erfordert Innovationen, Kreativität und so manchen unkonventionellen Zugang zu Lösungen. In den USA bauen Automobilkonzerne mittlerweile Beatmungsgeräte, in Vorarlberg erlebt die totgesagte Textilindustrie eine Renaissance. Oberösterreich hat das Privileg, dass hier Firmen ansässig sind, die Produkte erzeugen und entwickeln können, ohne dass große Umwälzungen notwendig sind.
Die in Arztpraxen, Spitälern, Alten- und Pflegeheimen inzwischen omnipräsenten Schutzschilde für das Gesicht werden von der Firma Eremit – einem Partner des heimischen Kunststoff-Clusters – hergestellt. Der Feuerwehr-Ausstatter Rosenbauer hat einen Gesichtsschutz entwickelt, mit dem sich Menschen, die auch in Zeiten des Coronavirus häufig mit anderen Personen engeren Kontakt haben, besser schützen können: Zielgruppe sind Mitarbeiter/-innen in Verbrauchermärkten, Personal von Zustelldiensten, aber auch Einsatzkräfte und Beschäftigte im Gesundheitswesen. Der Gesichtsschutz ist durch das geringe Gewicht und die einfache Handhabung mit einstellbaren Bändern angenehm zu tragen und bietet den vollen Durchblick. Auch die vielzitierte Kreislaufwirtschaft ist im Kampf gegen Corona mit an Bord: Das Social Start-up plasticpreneur (doing circular GmbH) mit Sitz in Wiener Neustadt hat mit seinen Geräten bereits vor der Coronakrise für Aufsehen gesorgt und Maschinen entwickelt, damit Menschen in Entwicklungsländern durch Recycling von Plastikmüll ein eigenes kleines Business aufbauen können. In der jetzigen Pandemie sollen die Geräte auch in Österreich kostenlos Hilfe leisten – das Start-up hat eine Spritzguss-Form für „Face Shields“ als Schutzausrüstung entwickelt, die es Open Source zur Verfügung stellt.
„Aktuell steht die Versorgungssicherheit bei Lebensmitteln und Medikamenten im Vordergrund. Menschen achten besonders auf die Hygiene und die Haltbarkeit von Produkten. Dadurch werden wichtige Eigenschaften von Verpackungen – etwa der Produktschutz vor Bakterien und Viren, die Verlängerung der Haltbarkeit oder die Transport- und Lagerfunktion – deutlich sichtbar. Konsumenten spüren gerade, dass Verpackungen wichtig sind und einen Wert haben.“
Axel Kühner, Vorstandsvorsitzender Greiner AG
Das durch die Krise überforderte Gesundheitssystem in Italien hatte zwei massive Probleme, die zahlreiche Menschenleben forderten: Neben dem Mangel an Intensivbetten gab es zu wenige Beatmungsgeräte. Ein Arzt hatte eine auf den ersten Blick seltsame Idee, die allerdings in der Praxis funktionierte: Er baute – mit Hilfe von Unternehmen aus dem Bereich des 3D-Drucks – Tauchermasken zu Beatmungsgeräten um und konnte damit Behandlungserfolge erzielen. Der Medizintechnik-Cluster der oö. Standortagentur Business Upper Austria sah dies als Beispiel, wie mit einfachen Ideen Großartiges bewirkt werden kann und startete eine Kampagne. Unternehmen, die vergleichbare Lösungen bewerkstelligen, sollen sich melden, vernetzen und ihre Ideen umsetzen.
In Zeiten steigender Nachfrage nach Desinfektionsmitteln braucht es Verpackungslösungen, die handlich, praktisch und gleichzeitig sicher sind. Greiner Packaging produziert drei unterschiedliche Verpackungsvarianten, die sich sowohl für Hand-Desinfektionsmittel als auch antiseptische Lösungen optimal eignen. Die Flaschen sind besonders widerstandsfähig und gleichzeitig einfach zu handeln. Bei Bedarf können rund vier Millionen Flaschen pro Monat produziert werden. Das Augenmerk liegt dabei auf Sicherheit und Hygiene. Verpackungen müssen sicher vor Kontamination sein: Das gilt ganz besonders auch für den Lebensmittelsektor. Aufgrund der Ausgangsbeschränkungen kaufen immer mehr Menschen auf Vorrat – somit bekommt die Lebensmittelverpackung aus Kunststoff wieder einen essenziellen Wert. Gerade jetzt helfen Verpackungen, Lebensmittel frisch zu halten und und vor der Tonne zu bewahren. Stop Waste Save Food
Lager- und Transportsysteme aus Kunststoff tragen systemrelevant zur Aufrechterhaltung der Versorgungsinfrastruktur bei: Gemüsesteigen, Kisten mit Getränken, Medikamente. Kunststoff spielt – nicht nur aktuell – bei der lebensnotwendigen Versorgung der Menschen eine im wahrsten Sinne des Wortes tragende Rolle. Kunststoffmehrwegsysteme sind auch bei der Versorgung von Apotheken und Krankenhäusern unabdingbare Bestandteile der Lieferkette. Und für eine funktionierende Infrastruktur sind letztendlich gesunde Menschen wichtig. Mit der neuen Installation von Kunststoff-Platten für Supermarktkassen steigt auch die Nachfrage nach Acryl- oder PC-Platten. Einer der Hersteller ist die Firma Plastoplan, die ebenfalls als Partnerunternehmen die Leistungen des Kunststoff-Clusters schätzt.
Kunststoffe sind notwendig, um die Pandemie zu bekämpfen und die Ausbreitung von COVID-19 weiter zu stoppen. Das führt zu einem „Paradigmenwechsel“ in der Gesellschaft: Kunststoff mutiert vom billigen und umweltschädlichen Material zu einem Wertstoff, von dem Menschenleben abhängen können. Unternehmen können mit ihren Produkten aus dem ins Kreuzfeuer geratenen Material nun beweisen, dass ohne Kunststoffe unser Wohlstand nicht vorstellbar wäre und vor allem nicht krisensicher ist.
„Die Corona-Pandemie hat den Blick der Konsumenten auch wieder auf die Vorteile von Kunststoff als Verpackungsmaterial gelenkt und bewusst gemacht, welche Bedeutung dieser Werkstoff gerade auch in der Medizintechnik hat. Die Branche hat zuletzt in vielen unternehmensübergreifenden Aktivitäten wie z.B. der kurzfristigen Umstellung auf die Produktion von Schutzausrüstung bewiesen, dass sie flexibel und lösungsorientiert ist. Beide Eigenschaften sind nötig, um gemeinsam die Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe weiterhin voranzutreiben. Das gestiegene Bewusstsein der Bevölkerung für die Bedeutung dieses Werkstoffes kann für dieses Vorhaben, das eine sachliche Auseinandersetzung braucht, nur hilfreich sein.“
Manfred Hackl, CEO EREMA Group GmbH
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