Leitprojekt für mechanisches Recycling mit 25 Partnern startet

Interview mit o. Univ.-Prof. Reinhold Lang und Assoc. Prof. Jörg Fischer.

CircPLAST-mr Grafik Übersicht
CircPLAST-mr Grafik Übersicht © JKU
Reinhold W. Lang ist Universitätsprofessor und Vorstand des Instituts für Polymeric Materials and Testing an der JKU und Leiter des Projektes circPLAST-mr
Reinhold W. Lang ist Universitätsprofessor und Vorstand des Instituts für Polymeric Materials and Testing an der JKU und Leiter des Projektes circPLAST-mr © JKU
Jörg Fischer ist assoziierter Professor am Institut für Polymeric Materials and Testing sowie Hauptansprechpartner der LIT Factory, wenn es um Kunststoffrecycling geht
Jörg Fischer ist assoziierter Professor am Institut für Polymeric Materials and Testing sowie Hauptansprechpartner der LIT Factory, wenn es um Kunststoffrecycling geht © JKU

14.06.2022

Die Johannes Kepler Universität Linz leitet mit ihrem Institut für Polymeric Materials and Testing das Forschungsprojekt circPLAST-mr, das sich mit dem mechanischen Recycling von Kunststoffen beschäftigt. Insgesamt arbeiten 25 namhafte Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft zusammen, um den Wertschöpfungskreislauf des Recyclingprozesses zu optimieren und letztlich Plastikabfall in der Umwelt zu vermeiden.

Aufbauend auf den Forschungsergebnissen und dem signifikanten Wissens- und Kompetenzaufbau soll es gelingen, die Recyclingquote von Kunststoffen bis 2030 deutlich zu erhöhen. Das vor kurzem gestartete Projekt mit einem Forschungsbudget von 6,2 Millionen Euro läuft bis März 2026 und wird vom Klimaministerium mit 4 Millionen Euro gefördert. KC-aktuell hat dazu mit den Projektleitern Prof. Reinhold Lang und Prof. Jörg Fischer vom Institut für Polymeric Materials and Testing an der Johannes Kepler Universität Linz gesprochen.


Das Projekt circPLAST-mr ist ein gewaltiges Unterfangen: Elf wissenschaftliche Partner, 14 Unternehmenspartner, vier Jahre Laufzeit. Was sind die Besonderheiten?

Lang: Eine wesentliche Besonderheit liegt in der integrativen, aufeinander abgestimmten Betrachtung aller Prozessschritte des mechanischen Kunststoffrecyclings. Dies macht zusammen mit der Struktur des Forschungsprogramms und den beteiligten Partnern den übergeordneten Rahmen für den „konzeptiven“ Innovationsgehalt des Leitprojektes aus.

Fischer: Sämtliche Forschungstätigkeiten umfassen zudem sowohl eine technische als auch eine ökonomisch-ökologische Optimierung aller Prozessschritte entlang des gesamten Wertschöpfungskreislaufs.


Was sind die Hauptstoßrichtungen?

Fischer: Wir verfolgen vier Hauptstoßrichtungen: (1) das Aufspüren und Erforschen weiterer, bisher nicht genutzter Potenziale für das mechanische Recycling, (2) die Festlegung, Implementierung und Austestung zentraler Verfahrensschritte im Labor/Pilot-Maßstab, (3) den Nachweis für die öko-effiziente „Marktfähigkeit“ erhöhter Rezyklat-Kunststoffmengen durch Produktfallbeispiele, und (4) den Nachweis der Skalierbarkeit.


In Österreich können wir sehr viele Kompetenzen im Bereich Kreislaufwirtschaft abdecken. Welche fehlen noch?

Lang: Es fehlt eine nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie als politischer Rahmen. Diese ist derzeit in Ausarbeitung. Ich hoffe, dass sie in Bezug auf unterschiedliche Kreislaufwirtschaftspfade technologieoffen bleibt.


Das Projekt betrachtet alle Prozessschritte des mechanischen Recyclings. Wo erwarten Sie die größten Fortschritte?

Fischer: Die größten Fortschritte und Verbesserungspotenziale ergeben sich direkt aus den sehr systematisch ausgewählten Stoffstrom-, Werkstoff- und Produktklassen sowie aus zu erforschenden Prozessschritten samt den damit einhergehenden Auswirkungen auf wesentlich werkstoffliche Qualitätsmerkmale der Rezyklate.


Welche Ergebnisse sollen am Ende der Projektlaufzeit vorliegen?

Lang: Die umfassend interaktive Integration und Beteiligung der Partner soll einen signifikanten Wissens- und Kompetenzaufbau mit Blick auf den gesamten Recyclingprozesskreislauf bewirken, der für die Unternehmenspartner wirtschaftlich nutzbar wird und für die Erreichung der sehr anspruchsvollen politischen Recycling-Zielquoten unabdingbar ist.


Prof. Lang, Sie wirken im wissenschaftlichen Beirat der K-Messe mit. Diese steht heuer ein zweites Mal auch im Zeichen von Kreislaufwirtschaft. Welche Erwartungen haben Sie?

Lang: Ich wünsche mir, dass es gelingt, ein neues und positives Bild von Kunststoffen und Kunststofftechnologien zu vermitteln und damit die Kunststoffindustrie auch als Enabler, als Problemlöser zu positionieren. Da hat Recycling einen wichtigen Beitrag zu leisten.

>> Weitere Informationen zum Projekt


Bei circPLAST-mr handelt es sich um ein Leitprojekt, das im Rahmen der 1. Ausschreibung der FTI Initiative Kreislaufwirtschaft genehmigt wurde. Das Projekt wird vom BMK gefördert und von der FFG abgewickelt.


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