10.03.2022
Nachhaltigkeit wird auch für den Werkzeugbau in den nächsten Jahren ein wichtiges Thema. Um die Branche besser darauf vorzubereiten, wollen im Projekt „SustainTool“ namhafte Institute aus Österreich und Deutschland gemeinsam mit Spritzgussunternehmen die gesamte Prozesskette nachhaltiger gestalten.
Der Werkzeugbau befindet sich im Wandel. Er wird nicht nur internationaler und digitaler, er muss auch nachhaltiger werden, um zukunftsfit zu bleiben. Doch wie kann Nachhaltigkeit im Werkzeugbau aussehen? Mit welchen Hebeln lässt sich CO2 einsparen? Diesen Fragen widmet sich das Projekt „SustainTool“, das im Oktober 2022 startet.
In Zusammenarbeit mit Unternehmen will die Projektgruppe eine Methodik zur ganzheitlichen Abbildung von Nachhaltigkeit entlang des Produktlebenszyklus entwickeln und für die wichtigsten Handlungsfelder konkrete Lösungsansätze erarbeiten. Ein Leitfaden soll die Ergebnisse schlussendlich für die Branche kompakt zusammenfassen.
Zunächst sollen von den 17 SDGs (Sustainable Development Goals) der Vereinten Nationen mögliche Einflussfaktoren auf die Branche Werkzeugbau abgeleitet werden. Diese Einflüsse werden in einem universellen Kennzahlensystem abgebildet, das individuelle Faktoren wie Unternehmensgröße oder Standort berücksichtigt. Die größten Potenziale für Unternehmen erwartet sich die Projektgruppe im SDG 13 „Maßnahmen zum Klimaschutz“. Ein konkretes Projektziel ist deshalb, einen Branchenfußabdruck (Industry Carbon Footprint - ICF) zu ermitteln.
Ausgehend vom Wissen über den Produkt-, den Unternehmens- und den Branchenfußabdruck wird in Anwendungsbeispielen erarbeitet, wie sich bei der Produktentwicklung, -herstellung und -nutzung die Energie- und Materialeffizienz des Werkzeugs und damit der CO2-Fußabdruck und der Materialfußabdruck verringern lassen. „Wir wollen letztendlich den Unternehmen eine Evaluierungsmethode ihrer Nachhaltigkeitspotenziale in die Hand geben, mit der sie sich vom Mitbewerb abheben und langfristig ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern können“, erklärt Doris Würzlhuber vom Kunststoff-Cluster, die als Projektkoordinatorin fungiert.
Aktuell werden noch Werkzeugbauer und Unternehmen aus dem Spritzgussbereich gesucht, die im Projekt mitarbeiten möchten. „Der Werkzeugbauer als typischer Auftragnehmer hat traditionellerweise wenig Spielraum, selbst Innovationen einzubringen. Nichtsdestotrotz gibt es gerade im Werkzeugbau ein enormes Potenzial, nachhaltige Produktion und nachhaltigen Produktnutzen umzusetzen – sofern der Werkzeugbau in die gesamte Prozesskette eingebunden wird. Genau das passiert in diesem Projekt. Eine einmalige Chance für Betriebe, Erfahrung im Bereich Nachhaltigkeit im Werkzeugbau aufzubauen“, appelliert Clemens Holzer, Leiter des Instituts für Kunststoffverarbeitung an der Montanuniversität Leoben, an Unternehmen mitzumachen.
„Nachhaltigkeit ist in den vergangenen Jahren zunehmend zu einem gesellschaftlichen und politischen Thema geworden und damit auch in den Fokus der Industrie geraten. Ein immer enger werdendes rechtliches Korsett aus Lieferkettengesetzen, Reportingvorgaben und die Besteuerung von Emissionen tun ihr Übriges, um das Thema ganz nach oben auf die Agenda der Industrieunternehmen zu bringen. In diesem Projekt haben wir die einmalige Chance, mit dem Werkzeugbau die Synergien einer ganze Branche zu nutzen. Gemeinsam mit Industrie und Forschungspartnern gestalten wir so den Wandel zu einer nachhaltigen Wirtschaft und erarbeiten ein neues Alleinstellungsmerkmal für die Branche im internationalen Wettbewerb“, betont Stephan Martineau von der Fraunhofer Austria Research GmbH.
Teilnahmekosten pro Projektjahr: