Packaging 2030 – Vision und Realität

KC-Beirat Dr. Stephan Laske im Interview

Die neue K3® Aufreißlösung von Greiner Packaging: Durch den zum Patent angemeldeten Aufreißmechanismus lassen sich die beiden Bestandteile Karton und Kunststoff sauber und intuitiv voneinander trennen und recyceln © Greiner Packaging
Die neue K3® Aufreißlösung von Greiner Packaging: Durch den zum Patent angemeldeten Aufreißmechanismus lassen sich die beiden Bestandteile Karton und Kunststoff sauber und intuitiv voneinander trennen und recyceln © Greiner Packaging
Dr. Stephan Laske, verantwortlich für strategische Forschung & Entwicklung bei Greiner Packaging © Greiner Packaging
Dr. Stephan Laske, verantwortlich für strategische Forschung & Entwicklung bei Greiner Packaging © Greiner Packaging

04.06.2020

Dr. Stephan Laske ist R&D Director der Greiner Packaging International GmbH am Standort in Sattledt und für die strategische Forschungsentwicklung der gesamten Packaging Sparte der Greiner AG zuständig. Er vertritt als Beirat im Kunststoff-Cluster das Themenfeld Packaging. Im Interview erzählt er, welche Herausforderungen er für die Kunststoff-Branche sieht und wie er und das Unternehmen diesen begegnen.

Wie ist die aktuelle Stimmungslage in der Packagingbranche, wie konkret in Ihrem Unternehmen?

Die Stimmungslage ist sehr gut, nach einem anfänglichen Schrecken aufgrund der bevorstehenden Änderungen spürt man so etwas wie Aufbruchstimmung. Vieles, das vor kurzem nicht möglich war, ist jetzt möglich. Viele Entwicklungen und Innovationen haben jetzt durch neue Vorgaben und Gesetze eine Chance. Und wir wollen natürlich was bewegen!

Was sind derzeit die größten Herausforderungen, die ein Kunststoffverarbeiter aber auch Maschinenbauer im Bereich Packaging bewältigen muss?

Ich würde hier vor allem folgende zwei Herausforderungen nennen: Zum einen ist da der „technisch/juristische Gegensatz“, denn nicht alles, was wir könnten (z.B. r-PP in Joghurtbechern), dürfen wir und vieles, was wir dürften, ist technisch oftmals nicht sinnvoll (z.B. r-PET in Joghurtbechern). Zum anderen besteht eine ökonomische Herausforderung, da wir mit signifikanten Veränderungen in der Art, wie die Wertschöpfungskette funktioniert, konfrontiert sind. So ändert sich z.B. die Supplierstruktur oder wir müssen Rezyklate verwenden, die oft preislich gegenüber Neuware nicht konkurrenzfähig sind.

Lebensmittelverpackung und Recycling: Welche Maßnahmen setzt Greiner Packaging für die Nutzung von Recyclingmaterialien? Wo sehen Sie Grenzen in Hinblick auf Einsatz und Nutzen?

Greiner Packaging arbeitet absolut ganzheitlich an dem Thema. Vom Einsatz rezyklierter Materialien über Design for Recycling bis hin zu neuen Business Cases wird alles hinterfragt. Grenzen tun sich in der Regel im technisch-juristischen Spannungsfeld auf. Manches, das wir uns wünschen, ist leider einfach nicht umsetzbar. Wir stellen uns auch regelmäßig die Frage, welchen Preis Recycling haben darf. Manchmal zeigt die Recyclinglösung bei genauer Betrachtung doch eine höhere Belastung für die Umwelt, durch z.B. einen höheren CO2 -Ausstoß. Wir haben hier also oftmals einen Zielkonflikt.

Wie sehen Sie das Thema Biopolymere im Lebensmittelpackaging im Kontext Nachhaltigkeit und Recycling?

Biopolymere haben absolut ihre Berechtigung, sofern sie wie ein technischer Kunststoff gesehen werden, dessen Einsatz das Lastenheft verlangt. Reines Greenwashing macht keinen Sinn und klar ist auch, nur weil ein Material nachwachsend und/oder kompostierbar ist, ist es noch lange nicht nachhaltig. Die Anwendung bestimmt das Material, niemals umgekehrt.

Greiner Packaging zählt zu den bedeutendsten europäischen Herstellern von Verpackungen aus Kunststoff für unterschiedlichste Branchen. Wie schaffen Sie es, sich hier gegen den Mitbewerb durchzusetzen?

Wir haben bei Greiner eine sehr seltene Mischung aus internationalem Konzern und Familienbetrieb. Dies ermöglicht es uns, einerseits gut gesteuert, aber andererseits auch mit den nötigen Freiheiten ausgestattet, zu arbeiten.

Wie sehen Sie die Rolle des Clusters? Welche Leistungen bzw. Unterstützungen für die Branche sehen Sie als vorrangige Aufgabe des Clusters?

Wir haben in Österreich die Situation, dass alle Spieler der (zirkularen) Wertschöpfungskette vertreten sind. Und zwar nicht nur Mitspieler, sondern auch die Weltspitze. Das allein führt aber nicht zu Innovation und Wachstum – es braucht einen Katalysator, der aus einzelnen Zutaten erst die Reaktion ermöglicht. Hier sehe ich den großen Vorteil des Clusters und die damit verbundenen Aufgaben einer vernetzenden, katalysierenden und fokussierenden Einrichtung.

www.greiner-gpi.com