02.12.2020
Der vierte Treffpunkt des Kunststoff- und Cleantech-Cluster widmete sich dem Einsatz von Kunststoff-Rezyklaten in Verpackungen für Reinigungsmittel und Kosmetik. Den knapp 100 Teilnehmer*innen der virtuellen Fachveranstaltung wurde dabei eindrucksvoll vor Augen geführt, dass der Umweltgedanke bei den Konsumenten angekommen ist. Aussagen über die Rezyklierfähigkeit der Verpackung tragen immer stärker zur Kaufentscheidung bei.
Karl Hagspiel von der ALPLA Werke Alwin Lehner GmbH & Co KG erklärte, wie der Verarbeitungsprozess von HDPE-Rezyklat bei ALPLA bereits funktioniert und welche Erfahrungen bis jetzt gemacht wurden. Für Hagspiel ist es ein wichtiger Schritt, dass ALPLA mit der bestehenden Technologie bereits in der Lage ist, Sortiertiefen zu erreichen, um aus rHDPE-Flakes ohne Zugabe von Masterbatches oder anderen Additiven klassische färbige Flaschen herzustellen. Bereits verfügbar sind die Farben Natur, Weiß und Milchgrau. Aber auch gelbe, blaue oder rote Flaschen sind technologisch schon realisierbar und könnten demnächst auf den Markt kommen.
PE-Flaschen können auch in mehreren Schichten aufgebaut werden. Hier wird die äußere Schicht mit Masterbatch eingefärbt oder auch aus Neuware hergestellt. Die Innenschicht oder Mittelschicht bestehen aus Rezyklat. Mit dem Ansatz kann die Recyclingquote bei PE stark erhöht werden. Mehrschichtaufbau wird eingesetzt, wenn 100 Prozent Farbstabilität gefordert sind oder für Farben, die mit 100% rHDPE nicht möglich sind. Hagspiel sprach auch ein allgegenwärtiges Problem an: „Alle wollen klares Material, um es dann einzufärben. Sie entziehen es so dem transparenten Stoffstrom. Für färbige Produkte sollten bereits färbige Rezyklate verwendet werden.“
Ein Dreischichtaufbau ist auch für die bei ALPLA verfügbare Farbe „Milk Grey“ verantwortlich. Spezielle PE-Milchflaschen, die besonders schön weiß erscheinen, sind dreischichtig aufgebaut: weiße Innen- und Außenschicht sowie eine schwarze oder graue Mittelschicht. Werden diese Flaschen aufbereitet, entstehen Rezyklate mit dieser grauen Farbe.
Thomas Kahl, Projektmanager für EcoSolutions bei der Mondi Group, einem globalen Verpackungs- und Papierunternehmen, stellte den Teilnehmer*innen zahlreiche Best Practice Beispiele zum Thema Design4Recycling vor. „Für ein Umstellungsprojekt muss man Geduld mitbringen“, gab Kahl den Teilnehmer*innen als Hauptinformation mit. Für ein Produkt der Marke „Frosch“ habe der Prozess bei Mondi 4 Jahre gedauert, das Ergebnis sei aber mittlerweile mehrfach preisgekrönt. Die Werner & Mertz GmbH, ein Kunde von Mondi, verwendete früher Polyester-Polyethlen-Nachfüllbeutel für ein Frosch-Produkt. Aufgabe war es, ohne große Systemwechsel in der Abfüllung oder Versiegelung den Beutel auch recyclingfähig zu machen. Man untersuchte verschiedenste Monomaterialien und holte auch externe Partner (z.B. Grünen Punkt) ins Boot. Letztendlich fand man eine Lösung aus Polyethylen mit einer ablösbaren Banderole. 80 Prozent des Beutelmaterials ist nun selbst unbedruckt und ist somit sehr gut recyclingfähig. Beutel, Banderole und Ausgießer sind einheitlich aus PP und seit Anfang 2020 am Markt. Die neue Verpackung ist 100% recyclingfähig.
Mondi testet verschiedenste Rezyklat-Qualitäten für Wasch-, Putz- und Reinigungsmittelverpackungen. Alle großen Brand Owner setzen hier künftig auf Rezyklate aus mechanischem Recycling. Für Food Anwendungen verwendet Mondi chemisch rezykliertes Material - die vorhandenen Kapazitäten erlauben aber derzeit noch keinen flächendeckenden Einsatz.
Für Daniela Schittengruber von der Henkel CEE GmbH aus Wien, führend bei Wasch- und Reinigungsmittel, sieht die Verpackung neben der Funktionalität in einer wichtigen Rolle. „Sie ist der Platz für die Informationen für Konsumenten und wichtig für die Kaufentscheidung“, so die Marketingexpertin. Bis 2025 sollen bei Henkel alle Verpackungen rezyklierbar sein, derzeit sind es 80 Prozent. Das Unternehmen setzt bei Verpackungen insbesondere auf den Einsatz von Standard-Packungsmaterialien, Monomaterialien, optimierte Etikettierungen und Verschluss-Systeme sowie dem vermehrten Einsatz von transparenten und helleren Flaschen. Besonderes Augenmerk legt Henkel derzeit auf die Umstellung der Banderolen auf Full Sleeve Labels oder Papier. So werden keine Klebstoffe mehr benötigt und durch die Full Sleeve-Labels könne vermehrt transparent Flaschen eingesetzt werden. Allerdings ist dazu die Mithilfe der Konsumenten notwendig. Sie müssen beim Entsorgen die Sleeves abziehen, damit in der Sortieranlage der Kunststoff richtig erkannt wird. Hier ist das Marketing stark gefordert, die Konsumenten mit entsprechend aufgedruckten Anweisungen zu „erziehen“.
Full Sleeves werden derzeit leider erst von max. 4% der Konsumenten entfernt. Mittlerweile gibt es schon Entwicklungen, um dem Konsumenten das Trennen von Flasche und Sleeve, abzunehmen. Mit einem integrierten digitalen Wasserzeichen (Invisible Codes) am Sleeve, können die Sortieranlagen das Material trotz Sleeve erkennen. „Allerdings gilt dies nur für Anlagen, die die entsprechende Technologie dazu haben. Und gerade im osteuropäischen Raum ist diese noch kaum vorhanden“, räumte Schittengruber ein.
Henkel setzt ebenfalls vermehrt Rezyklate ein, was im Marketing zu großen Diskussionen führte. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft entscheidet sich das Unternehmen vermehrt auch schon für weniger strahlende, leicht gräuliche Farben, die auch mit höheren Rezyklat-Anteilen machbar sind. Schittengruber ist überzeugt, dass die Akzeptanz des Konsumenten für derartige Farben steigt. „Es wäre wichtig, den Rezyklat-Anteil auf den Verpackungen anzuführen“, meint die Expertin auf eine Frage aus dem Auditorium. „Aber wir dürfen Konsumenten nicht überfordern. Ob jetzt Post Consumer oder Post Industrial Material, das ist für mich persönlich zu viel an Information.“
Christian Mayr, Projektmanager Kunststoff-Cluster
„Dieser Treffpunkt Kunststoffrecycling hat gezeigt, was speziell mit PP und HDPE Rezyklaten schon möglich ist. Doch einmal mehr setzen die Recyclingunternehmen und Brand Owner auf die Sortiertechnologie der Zukunft, damit genügend sortenreine Stoffströme für ein Recycling zur Verfügung stehen.“
Ashna Mudaffer, Projektmanagerin Cleantech-Cluster
„Es gibt mittlerweile viele recyclingfähige Kosmetikverpackungen. Für einen effizienten Recyclingstrom ist es aber notwendig, mit gezieltem Marketing die Konsument*innen zu informieren, wie diese richtig entsorgt werden.“
25. Februar 2021, 14.00- 16.00 Uhr
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