So entstehen zirkuläre Kunststoffprodukte

Referent:innen der Kreislauftwirtschaftstagung
v. l.: Alexander Stiglbauer (FH Wels), Günther Gratzl (Plastrans), Daniel Heim (FH Wels), Barbara Liedl (TCKT), Simon Merschak, Melanie Eggel (Business Upper Austria), Peter Hehenberger (beide FH Wels), Wolfgang Bohmayr (KC), Christian Kneidinger (FH Wels), Brunhilde Schram (ECCOstandards), Stefan Fehringer (Engel), Johannes Poldlehner (KC), Wolfgang Roland und Gernot Zitzenbacher (beide FH Wels) © FH Wels
Auditorium Kreislaufwirtschaftstagung
Insgesamt 80 Personen waren bei der Kreislaufwirtschaftstagung anwesend © Business Upper Austria

17.06.2024

Dass Kunststoff und Nachhaltigkeit perfekt zusammenpassen, zeigte einmal mehr die diesjährige Fachtagung Kreislaufwirtschaft am 11. Juni in Wels, organisiert vom Kunststoff-Cluster und der FH Wels. „Prozessdesign für nachhaltige Kunststoffprodukte“ lautet nicht nur der Auftrag an die Industrie, sondern war auch das Motto der Veranstaltung. Expert:innen aus Forschung und Wirtschaft lieferten spannende Einblicke in das Design und die Analyse von Recyclingprozessen.

Die Lebenszyklusanalyse (Life Cycle Assessment, kurz LCA) ist zu einem wichtigen Instrument für die Bewertung der Umweltverträglichkeit von Kunststoffprodukten geworden.

„Die große Herausforderung für eine solche Ökobilanz ist es, die dafür notwendigen Daten zu bekommen“, berichteten Peter Hehenberger und Simon Merschak von der FH Wels.
 

Kreislaufwirtschaft für Kunststoffprodukte

Über Plasmaoberflächenmodifizierung als Methode zur Verbesserung der Barriereeigenschaften von Kunststoffen sprach Daniel Heim, Studiengangsleiter Werkstoffwissenschaften und Fertigungstechnik an der FH Wels.

„Durch plasmagestütztes Beschichten mit Silizium oder Aluminium können Barriereeigenschaften von Folien um ein Vielfaches verbessert werden. Das Recycling wird durch die dünne Extraschicht nicht beeinflusst“, erklärte der Experte.

Wie sich die Eigenschaften von Rezyklaten durch Materialmodifizierung verbessern lassen, erläuterte im Anschluss Barbara Liedl vom TCKT – Transfercenter für Kunststofftechnik:

„Bei der Materialentwicklung mit Rezyklaten ist es wichtig, die Zusammensetzung zu kennen, um Additive anzupassen. Einfache, globale Modelle können zur Eigenschaftsvorhersage genutzt werden​. Diese haben eine begrenzte Genauigkeit, reduzieren aber den Aufwand erheblich.“

Prozessdesign und Modellierung

Auch technologische Innovationen in der Kunststoffverarbeitung ermöglichen es mittlerweile, Rezyklate vermehrt einzusetzen.

„Die Rückwärtsentgasung der Schmelze führt zu 40 % weniger Geruch, weniger Schlieren und besseren Bauteileigenschaften“, berichtete beispielsweise Stefan Fehringer, Produkt Manager Circular Economy bei ENGEL

Auch die Modellierung der Prozesse gewinnt an Bedeutung.

Wolfgang Roland von Next Generation Recyclingmaschinen erklärte: „Die Berechnung und Simulation von Prozessen ist so gut, dass es kaum nötige wäre die Versuche wirklich durchzuführen.“

Die Zukunft ist biobasiert

Günther Gratzl, Managing Director der Plastrans Technologies GmbH, beleuchtete die Rolle von Biokunststoff als wesentlichen Baustein einer zukünftigen Kreislaufwirtschaft.

„Technologisch wird es in 15 bis 20 Jahren möglich sein, dass die Rohstoffe für Kunststoffe zu 60 bis 80 % biobasiert sind, zu 10 bis 20 % aus chemischem Recycling und zu maximal 20 % aus fossilen Rohstoffen stammen“, prognostizierte Gratzl.

Zweites Leben für Umreifungsbänder

Wie Kreislaufwirtschaft in der Praxis funktioniert, berichteten Gundula Teichert und Harald Frühwirth von Teufelberger anhand von Kunststoffumreifungsbändern. Mehrere Tausend Tonnen solcher Umreifungsbänder, meist aus PP oder PET, landen jährlich in der Verbrennung. Mit dem neuen Geschäftsfeld ,better.collect‘ gibt Teufelberger den Bändern ein zweites Leben. Umreifungsbänder ab einer Tonne werden vom Unternehmen abgeholt, aufbereitet und zu neuen Bändern verarbeitet.


Sieben Schritte zur Nachhaltigkeit

Die Europäische Union legt mit dem ESG Legal Framework einen gesetzlichen Rahmen fest, der Europa insgesamt nachhaltiger gestalten soll. Brunhilde Schram, Geschäftsführerin der ECCOStandards& more KG, stellte abschließend sieben Schritte vor, um Unternehmen auf die neuen Anforderungen auszurichten:

  • Nachhaltigkeitsteam schaffen
  • ESG-Strategie festlegen
  • Unterscheiden zwischen komplexen Problemen und Engineeringproblemen
  • Erstellen eines Plans
  • Wo stehen wir?
  • Verknüpfen der Inhalte mit ISO 26000
  • Vereinfachte evolutionäre Weiterentwicklung (Reifegradanalyse)

Patrick Doppler von FACC zeigte dazu praxisnah auf, wie diese Schritte in der Luftfahrt zur Umsetzung kommen.
 

„Die Veranstaltung war ein voller Erfolg, geprägt von spannenden Vorträgen und inspirierenden Diskussionen. Es war beeindruckend zu sehen, wie viele innovative Ideen und Perspektiven präsentiert wurden“, betonen Melanie Eggel und Johannes Poldlehner von Business Upper Austria.


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