02.12.2019
Imageprobleme lassen sich nicht wegdiskutieren, aber mit Fakten widerlegen. Unter diesem Gesichtspunkt stand der 5. Internationale Polymerkongress am 28. November im Bildungshaus Schloss Puchberg in Wels. Mehr als 250 Teilnehmer/-innen tauschten sich mit hochkarätigen Experten/-innen über nachhaltige Visionen für den Werkstoff Kunststoff, die Zukunft der Märkte und Innovationen der Gegenwart aus. Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll auf, wie der Weg zu einem nachhaltigen und umweltschonenden Wirtschaftssystem mit Kunststoff aussieht. Die Kreislaufwirtschaft spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Beim vom Kunststoff-Cluster organisierten Kongress war das Who-is-Who der heimischen Kunststoffbranche aus Wirtschaft und Wissenschaft vertreten – entweder am Podium oder im Publikum. Der Grundtenor: Kunststoff wird oft zu Unrecht verteufelt, obwohl er einen maßgeblichen Beitrag zur Reduktion der CO2 Emissionen leistet. Das Zukunftspotenzial ist ebenfalls vorhanden: Leichtbau, E-Mobilität und viele andere Sparten sind auf Kunststoff angewiesen. Digitalisierung, Kunststoff-Image und Circular Economy sind weitere Faktoren, mit denen die heimischen Unternehmen ihre Marktposition festigen möchten.
Eine funktionierende Kreislaufwirtschaft ist Voraussetzung, die durch Kunststoff – oder besser Plastik - verursachten Umweltprobleme zu lösen. „Sie bietet die Chance, das Image von Kunststoffen wieder auf ein Niveau zu heben, das dessen Bedeutung für unser tägliches Leben gerecht wird“, betont Manfred Hackl, Beiratssprecher des Kunststoff-Clusters und CEO der EREMA Group GmbH.
Axel Greiner, Präsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich und Vorsitzender des Familiengesellschaftsrats der Greiner-Gruppe rät jungen Menschen, Kunststofftechnik zu studieren: „Damit werden sie helfen, Probleme zu lösen.“
Greiner-CEO Axel Kühner betonte, dass Kunststoff Teil der Lösung und nicht Teil des Problems sei. Aus seiner Sicht trägt Kunststoff zum Klimaschutz bei: 10 Prozent der CO2 Emissionen werden durch Verpackung verursacht, 90 Prozent durch Lebensmittel. „Wenn wir Verpackungen einsparen, erzeugt Lebensmittelabfall das 13-fache an CO2, welches wir vermeintlich einsparen.“
Die Umsetzung der Circular Economy ist – noch – mit einigen Schwierigkeiten verbunden: „Kunststoff-Kreislaufwirtschaft ist extrem komplex, bedingt durch zahlreiche Polymerarten, verschiedenste Anwendungen, Verunreinigungen und Anforderungen an die Rezyklate für Neuwaren“, wissen die Experten. Diese komplexe Aufgabe ist nur durch Kooperation und Innovation lösbar. „In Oberösterreich ist die gesamte Wertschöpfungskette für Lösungen abgebildet. Wir haben den Kunststoff-Cluster, die JKU mit der LIT Factory und TCKT, das Transfercenter für Kunststofftechnik in Wels als Forschungseinrichtung“, so KC-Beiratssprecher Manfred Hackl.
In weiteren Vorträgen berichteten Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft, wo die Märkte der Zukunft liegen, wie die Digitalisierung die Kunststoffindustrie prägen wird und auf welche Geschäftsmodelle innovative und kreative Kunststoffunternehmen der nächsten Generationen setzen. Dass Kreativität nicht nur ein wesentliches Ingrediens für den Unternehmenserfolg sondern auch für Erfolg in der Wissenschaft ist, bestätigte der Chemiker Nuno Maulide, Professor für Organische Synthese an der Universität Wien, der in seinem Vortrag die Faszination des Faches Chemie erklärte.
Die Kunststoffbranche hat seit sieben Jahrzehnten in Österreich Tradition. Die Zentren liegen v.a. in Ober- und Niederösterreich. Zahlreiche Weltmarktführer und Technologieführer sind hier beheimatet. Der Kunststoff-Cluster wurde 1999 als einer der ersten Cluster in Oberösterreich installiert und 2006 auch auf Niederösterreich ausgeweitet. Gemäß dem Motto „Innovation durch Kooperation“ fördert er die Zusammenarbeit von Unternehmen. Mittlerweile hat sich das Kunststoff-Netzwerk zu dem österreichischen Branchen-Cluster mit 400 Unternehmen entwickelt. Die Unternehmen des Clusters beschäftigen zusammen über 65.000 MitarbeiterInnen und deren Gesamtumsatz liegt bei über 20 Mrd. Euro. 80 Prozent der Unternehmen sind KMU. Knapp 10 Prozent der Unternehmen kommen aus dem Ausland. Die Träger des Clusters sind Business Upper Austria - OÖ Wirtschaftsagentur GmbH und ecoplus, Niederösterreichs Wirtschaftagentur GmbH.
In den vergangenen Jahren wurde der Ausbau der Forschungs- und Bildungsinfrastruktur massiv forciert. Der Cluster mit seinen Unternehmensvertretern war daran maßgeblich mitbeteiligt. Mit dem neuen K1 Kompetenzzentrum CHASE und der LIT Factory unter der Führung der Johannes Kepler Universität in Linz, einer vernetzten Lehr-, Lern- und Forschungsfabrik für Smart Polymer Processing und Digitalisierung, entstehen zwei weitere Leuchtturmprojekte, die sich den zwei aktuellen herausragenden Herausforderungen der Kunststoff-Branche widmen: Digitalisierung und Circular Economy.
>> Fotogalerie (© pixory.at/Business Upper Austria)
Wir danken all unseren Sponsoren, Ausstellern und Kooperationspartner für die Unterstützung beim 5. Internationalen Polymerkongress.
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